Zwischen mystischer Klanglandschaft und poetischer Transzendenz

MÏO ist das aktuelle Projekt des renommierten Komponisten und Textdichters Maxim Pritula. Für sein viertes Studioalbum, das 2025 erscheinen soll, greift er auf sein altes Pseudonym MÏO zurück – ein Name, der subtil an die magische Welt von Astrid Lindgren erinnert.

Das kommende Album mit Stücken wie Schauspielerin, Pestdoktor Ott und Wechselbalg entfaltet eine musikalische Reise, die sich zwischen der Morbidität des Tom Waits-Tangos und der seriellen Meditativität des Simeon ten Holt - Klanguniversums bewegt. Eine extravagante Mischung aus spätpostmoderner dichterischer Romantik, grotesker Sensibilität und allegorischer Klangpoesie zeichnet das Werk aus.

Durch die besondere Besetzung – die niederländische Bratschistin Anne Eding, der Petersburger Akkordeonist Sergej Kasatikov, dessen Salvador-Dalí-Schnurrbart fast so ikonisch wie sein Spiel ist, und der in Odessa geborene Künstler und Musiker Maxim Pritula – entsteht ein musikalisches Trio, das die Grenzen der Realität spielerisch verschiebt.

Pritulas Dichtkunst zeigt sich dabei in einer tiefgründigen Metaphorik, die an biblische Versformen erinnert: mehrschichtig, symbolisch und doch unmittelbar greifbar. Bekannte Mythen und Figuren durchziehen seine Texte, schaffen einen erzählerischen Dialog und illustrieren seine Allegorien auf realitätsnahe Weise.

Mit seiner Musik und Poesie entführt MÏO in surreale Klanglandschaften, die das Urbane und das Kosmopolitische ebenso umarmen wie das Mystische und Archaische. Hier verschmelzen Morbidität und Feinheit zu einem epischen Klangraum, der zum Innehalten zwingt und den Hörer in eine transzendente Welt von Mythen und Metaphysik führt.

Konzerttermine und weitere Informationen finden sich unten. MÏO live zu erleben, ist ein Ereignis von außergewöhnlicher Intensität – eine Einladung in eine andere Wirklichkeit.

31.05.2024

Nachbarschaftsfest

Berlin-Weding

18:00

23.06.2024

Zimmer 16

Florastr. 16, Berlin-Pankow

Vita activa

Maxim Pritula, ein Liedermacher ukrainischer Herkunft, der seit 2003 in Deutschland lebt, hat sich mit seiner Musik eine eindrucksvolle Karriere aufgebaut. Ursprünglich aus Odessa stammend, begann Pritula im Jahr 2005, in seiner Muttersprache Lieder zu schreiben und zu singen, um seit 2022 auch auf Deutsch zu arbeiten. In dieser Zeit etablierte er ein weit verzweigtes Netzwerk, aus dem zahlreiche Kooperationen und Tourneen hervorgingen. Gleichzeitig wuchs ein professionelles Umfeld aus Partnern und Mitstreitern, das ihn auf seinem musikalischen Weg unterstützt.

Sein neuestes Werk, das Album »Roli« (ursprünglich unter dem Arbeitstitel »Glas Naroda« bekannt), ist nun erschienen und präsentiert eine Sammlung von Liedern, die tief in den sozialen Realitäten der "einfachen" Berufe verankert sind. Diese Berufe werden oft von gesellschaftlichen Randgruppen ausgeübt und zeichnen sich durch harte Arbeit, geringe Bezahlung und eine Fülle von Absurditäten und Ungerechtigkeiten aus. Die Inspiration für dieses Album stammt aus Pritulas eigener Erfahrung, als er sich in den frühen Jahren mit verschiedenen Nebenjobs über Wasser hielt. Die Songs des Albums thematisieren die alltäglichen Kämpfe und die unsichtbare, doch so präsente Schicht der Arbeitenden, die oft übersehen wird.

Der musikalische Werdegang von Pritula begann 2007 mit seinen ersten Soloauftritten in Erfurt. Es folgten gemeinsame Auftritte mit der Thüringer Musikerin Maria Antonia Schmitt, damals Frontsängerin der Band Chapeau-Claque, später auch Mitglied der Band Ampersand. Diese Zusammenarbeit führte zu weiteren Meilensteinen, darunter die Mitwirkung an zwei Alben von Chapeau-Claque: »Hand auf's Herz« (2007) mit dem Song "The Wale and the Porcupine" und »Fabelweiss« (2008) mit dem Titel "Froschtod". Auf zwei Deutschlandtourneen begleitete Pritula die Band als Support und festigte so seine Präsenz in der deutschen Musikszene.

In Anlehnung an die Tradition des russischen Undergrounds, beeinflusst von Künstlern wie Zvuki Mu und Viktor Tsoi, ist das Album »Roli« ein musikalisches Statement gegen die Missstände in den sozialen Strukturen. Es setzt sich mit den Themen Drecksarbeit, Schufterei und der unterdurchschnittlichen Bezahlung auseinander und will den Stimmen der ArbeiterInnen dieser Berufe Gehör verschaffen. »Roli« ist eine klare und kraftvolle Botschaft aus der Mitte der Gesellschaft, die die oft unsichtbare, doch fundamentale Arbeit von Vielen thematisiert.

Artikel und Rezensionen

"Wenn man so will, ist Maxim Pritula ein Weltbürger, wie man ihn sich vorstellt. Ein Paradebeispiel dafür, wie es gelingen kann, Netzwerke und Beziehungen über Grenzen und Kulturen hinweg aufzubauen. Bevor er schließlich nach Deutschland kam und in Erfurt erste wichtige musikalische Kontakte knüpfte, war er in Jerusalem unterwegs. Dort verbrachte er seine Kindheit in einem Schulchor, der zu einer jüdisch-orthodoxen Schule gehörte.

Später lernte er in Erfurt die Sängerin von Chapeau Claque und den Produzenten und Musiker Frithjoff kennen. Zu letzterem pflegt er bis heute eine enge Beziehung, und so kam es, dass Frithjoff sein Debütalbum aufnahm. Doch was genau hören wir nun auf seiner Platte, abgesehen von den russischen Texten, die wohl nur die wenigsten verstehen?
Es ist der für die Ukraine und Odessa typische Klezmer, eine Mischung aus modernem Singer-Songwriter-Stil.
Doch damit nicht genug, denn Maxim Pritula lässt auch Blueseinflüsse und Elemente des Tangos einfließen. Neben den russischen Texten darf natürlich auch die dazugehörige Folklore nicht fehlen, und wenn man nun alle Elemente so zusammennimmt, wie sie sind, dann hat Maxim daraus ein Album geschaffen, das in Europa seinesgleichen sucht.


Hört man die Titel “Nashi Serdca” und “Ljudi Umeli Letat”, so fällt auf, mit welcher schlichten Schönheit er seine Lieder arrangiert und strukturiert hat. Darüber hinaus ist es erstaunlich, welch unheimlich große Imaginationskraft Sprache entwickeln kann, auch wenn wir nicht in der Lage sind, sie zu verstehen oder auch nur ansatzweise zu entschlüsseln. Maxim schafft es gerade dadurch, eine unstillbare Neugier auf seine Musik zu wecken. Am Anfang denken wir, dass wir uns seinen Liedern nicht nähern können, weil wir nichts verstehen. Aber genau das ist es, was uns dazu bringt, uns noch mehr mit diesem Künstler zu beschäftigen. Das Rätselhafte steht ihm gut, und seine Musik übt eine große Anziehungskraft aus."

13. Dezember 2013 Niklas Kolell


https://www.soundkartell.de/maxim-pritula-geheimnisvoller-ukrainischer-solokunstler/

"Eine musikalische Rückkehr in die Ukraine"

Maxim Pritulas Debüt-Album „Igra“

Von Olga Hochweis

"Seine Stimme klingt wie eine Mischung aus Tom Waits und dem russischen Barden Vladimir Vysotzky. Doch mit beiden hat der 28-jährige Ukrainer Maxim Pritula wenig gemein. „Igra“ heißt sein Debütalbum.


Für seine musikalische Rückkehr in die Ukraine stilisiert sich Pritula auch auf den Fotos des Booklets ganz traditionell in quasi-bäuerlicher Kleidung und dörflichem Holzhaus-Ambiente. Doch die slawische Nostalgie geht Hand in Hand mit dem Hier und Jetzt in Deutschland.
Dafür sorgen Pritulas musikalische Partner, allen voran der Produzent des Albums, Frithjof Rödel, der hier neben diversen Gastmusikern auch diverse Instrumente von der E-Gitarre bis zur Mandoline spielt. Ein Album mit ungewöhnlichen Arrangements und beeindruckenden Songs.
Maxim Pritula spielt mit Stimmverfremdungen und wechselnden Tonlagen. Er singt vom alten Großvater ebenso wie vom Wäschewaschen oder von der Liebe, schlüpft in verschiedene Rollen, die den skurrilen Geschichten des absurden Dichters Daniil Charms entsprungen sein könnten. „Igra“ - der Titel des Albums - bedeutet übersetzt „Spiel“.
Pritula verbindet auf lyrische Weise Banalitäten mit den großen Dingen des Lebens. Das verbindet ihn mit einem seiner Vorbilder, dem russischen Liedermacher Alexander Dolskij. Und auch große Gefühle und Pathos haben ihren Platz auf seinem Debütalbum. Das Lied „Ukraina“ ist eine große Liebeserklärung an Pritulas Heimat und enthält schwärmerische Zeilen:
„Deine Schönheit ist unbeschreiblich. Deine Felder sind grenzenlos und die Wärme deiner Kinder ist unermesslich. (...) Kiew, Odessa und Lemberg: Euch zu beschreiben, dafür reichen die Worte nicht aus."


MUSIK / ARCHIV | Beitrag vom 26.12.2013


https://www.deutschlandfunkkultur.de/liedermacher-eine-musikalische-rueckkehr-in-die-ukraine.1780.de.html?dram%3Aarticle_id=273017


"EIN VOGEL IM KÄFIG DER EIGENEN IDEEN"


Von Arnim Siebert

"Maxim Pritula kam vor zehn Jahren als 18-Jähriger mit seiner jüdischen Familie aus Odessa nach Ostdeutschland. Im Gepäck hatte er Musik von Nol, Leningrad, Wladimir Wyssotzki und 5Nizza. Seit acht Jahren singt Maxim Pritula seine Lieder, die er alle selbst schreibt. Jetzt hat er sein Debütalbum in Erfurt produziert und auf einem Leipziger Label veröffentlicht. »Igra« könnte ein Geheimtipp werden und viele Liebhaber finden. Zumal sich Maxim, der in Weimar noch Videokunst und Malerei studiert, in nächster Zeit sicher auch live eine Fangemeinde aufbauen wird.
Auch ohne Sprachkenntnisse summt man die Songs sofort mit und bekommt Fernweh und Sehnsucht nach was auch immer. Russisch eben. Russisch ist nicht nur seine Muttersprache, Maxim Pritula ist auch ein Fan davon: »Sie ist im Kommen, und bald wird Russisch eine der beliebtesten Sprachen im Westen sein, denn sie klingt schön, ist reich an Melodien und Gefühlen, poetisch und lyrisch. Das kann jeder spüren, der sie hört."



MELODIE&RHYTHMUS 2014
http://www.melodieundrhythmus.com/mr-1-2014/ein-vogel-im-kaefig/